Alpakas und Lamas bereichern den Alltag im Seniorenheim Grüningen (gekürzt)

Ein kleines Stück Weißbrot hält Christa Reich in der rechten Hand. Sie wartet geduldig auf das große schwarze Lama, das im Innenhof des Pflegeheims »Sophie von Kühn« steht und kleine Grasbüschel aus der Wiese zupft. Alina Schäfer führt das Tier langsam näher. Mit dem Maul stupst es die Brotscheibe an, bis sie herunterfällt.
Christa Reich fängt sie auf und hält sie dem Lama wieder hin. Diesmal klappt es. Und Max verschlingt das Brot. Christa Reich ist 88. Und vor ein paar Minuten hat sie noch ruhig neben den anderen Seniorinnen auf ihrem Stuhl gesessen und zugeschaut, wie die Jungen und Mädchen aus dem Benachbarten Kinderhaus die Lamas und Alpakas streichelten. Jetzt steht sie mitten in dem Pulk, das sich um die Tiere gebildet hat.
Die Rentnerin aus Kindelbrück redet zwar nicht mehr viel, aber dass sie Tiere mag, das wird auch ohne viel Worte deutlich.
»Immer wenn wir Tiere zu Besuch haben, blühen die Bewohner auf«, erzählt Susan Müller-Strickrodt vom sozialen Dienst des Hauses. Eine abwechslungsreiche Beschäftigung sei wichtig für die Senioren. Selbst die Bewohner, die an Demenz leiden, spürten das weiche Fell und die Wärme der Tiere und würden sich trauen, sanft über das Fell zu streicheln.

Senioren sind für Frauke Berbig aus Trebra Neuland. Mit ihren fünf Tieren hat sie sich seit 2009 auf das Coaching für Erwachsene und Jugendliche spezialisiert. Mit Managern arbeitet sie an deren Führungsqualitäten und der Mitarbeiter-Motivation. Wer sich auf die Tiere einstellen könne, dem gelinge das auch mit seinen Mitarbeitern, ist die Sozialpädagogin überzeugt. Auch die Tiere müssten überzeugt werden, etwas zu tun. Das sei im richtigen Leben ja nicht anders. Mit Kindern und Jugendlichen trainiert sie deren soziale Kompetenz durch den Umgang mit den Tieren.
Frauke Berbig ist von dem Zusammentreffen ebenso angenehm überrascht. Die Kontakte mit den Tieren beleben den Alltag. Das Streicheln und die Bewegung gefalle Mensch und Tier. Und mit den Alpakas und Lamas sei der Umgang besonders einfach. Sie seien nicht wählerisch. Sie unterscheiden nicht, ob ein junger Mensch oder ein alter sie streichle. Für sie sei nur von Bedeutung, dass sie gut behandelt würden.
 

Thüringer Allgemeine
Regionalteil Sondershausen
29.08.2012




Thüringer Allgemeine
29.08.2012, Seite 17
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